Zeitgenössischer Schamanismus und Politik

Die Frage, ob Schamanen sich in Politik einmischen oder sich zu politischen Themen äußern sollen, wird öfter in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert. Mein persönlicher Standpunkt: ja, sie sollten das tun. Schamanen sind – so zumindest meiner Auffassung als naturgeisteraffiner Schamane – Erhalter des Gleichgewichts zwischen den Welten und Schützer des Lebens (und zwar von allem Leben hier auf der Erde). Demzufolge bekämpft der Schamane lebensfeindliche Kräfte sowohl mit seiner Kunst als auch mit Taten in der physischen Welt. Die ethnologische Literatur ist voll von Beschreibungen von Schamanenkämpfen und von Schamanen, die Krankheitsgeister zerstören (Stichwort Geisterdolch im nepalesischen Schamanismus). Man darf nicht vergessen, dass der Schamane in Stammesgesellschaften auch für das Wohl seines Dorfes verantwortlich war und ist, er musste Kriegszauber vollziehen oder auch in Zeiten des Friedens Politik mit den Nachbardörfern machen. In einigen südamerikanischen Indianerstämmen ist der Schamane oft auch Häuptling. Und Ailo Gaup schreibt in seinem Buch „Das Herz des Nordens“, dass zur Zeit der gewaltsamen Missionierung Schamanen sich mit Gand (einem „bösen Zauber“) gegen die Priester wehrten. Es gibt auch in Südamerika Geschichten von Schamanenhäuptlingen, die auf rätselhafte Weise gestorben sind, als sie gegen die Abholzung der Urwälder protestieren. In der UDSSR wurden Schamanen als Staatsfeinde angesehen und sowohl eingesperrt als auch getötet (wobei heute beispielsweise Präsident Putin schamanische Rituale besucht, um Glück und Gesundheit zu erlangen).

Zum Thema „Erhaltung des Gleichgewichts“ verweise ich auf das Ying-Yang – Symbol, das aus dem chinesischen Daoismus stammt und meiner Meinung nach am besten das Gleichgewicht der Kräfte des Universums symbolisch beschreibt. Wenn zum Beispiel zu viele Yang-Energien entstehen, ist im übertragenen Sinne die Aufgabe des Schamanen, diese zu vermindern oder vermehrt Yang – Energien einzubringen. Bei dem Volk der Navajo kennt man das Prinzip „Hozho“ – das Leben in Harmonie. Und ich selber verweise auf die zwei „Feenlager“, welche sich im Jahreskreis abwechseln und gerade deswegen zusammen das Leben weiter erhalten und weiterentwickeln. Was haben diese doch sehr spirituell angehauchte Aussagen mit Politik zu tun? Viel mehr als man denkt. Wenn ein „Führer“ unschuldige Menschen deportieren und vergasen lässt, nur weil sie zu einer anderen „Rasse“ gehören, wenn ein Diktator ein Land mit Krieg und Tod überzieht, aber auch wenn eine Agrarpolitik das Leben von Tieren und Pflanzen nicht mehr würdigt, dann ist -auch spirituell gesehen- das Gesetz der Harmonie eklatant gebrochen. Wenn man hier noch die Vorstellung von Karma (was Esoteriker ja sehr gerne machen) einflechtet, könnte man sagen, dass gewisse Leute ihr Karma so richtig versauen – übrigens auch, wenn sie diese Disharmonie mit Schweigen unterstützen. Denn solange man was tun kann, um diese Harmonie wieder herzustellen, soll man es tun. Alles andere sind Ausreden, um sich nicht mit solchen schwierigen Themen zu befassen. Da ist es einfacher, zu behaupten, dass Leute, die ihren Mund aufmachen, noch zu sehr „in der Dualität“ leben. Die physische Welt ist nun mal dualistisch.

Da ich selber mit den germanischen Göttern und dem Paradigma der 9 Welten arbeite und auch Runen nutze, begegnen mir durchaus Neuheiden mit ziemlich „bräunlicher“ Gesinnung – und andererseits werde auch ich wegen dem Umgang mit diesen Göttern und den Runen öfters skeptisch beäugt. Wenn man die Edda und andere germanische Sagen studiert, findet man nichts, aber auch gar nichts, was man irgendwie in Richtung Rassismus geschweige denn in Richtung „Arier“ deuten kann. Es gibt im Gegenteil sogar einige Geschichten, die der LGBTQ+ Fraktion gefallen werden – Stichwort Sleipnirs Zeugung.

Was die Runen angeht: Dazu muss man wissen, dass Guido von List (1848 – 1919), ein österreichischer Schriftsteller und Esoteriker (und auch der Begründer der rassistisch – okkulten Ariosophie) eine religiöse Lehre, die er „Woutanismus“ nannte, erschuf. Er „channelte“ auch ein neues Runenalphabet, das ihm angeblich Odin höchstpersönlich offenbart hat. Diese „Armanenfuthark“ beinhaltet 18 Runen und lehnt sich nur lose an die jüngere Futhark an (obwohl Guido von List behauptete, dass sie schon in Urzeiten von den „Ariogermanen“, die übrigens alle blauäugig und blond waren, verwendet worden sind). Wenn man Von List´s okkulte Deutungen seiner Runen durchliest, kommt einem „das kalte Kotzen“. Ich empfehle diesbezüglich Das Buch „Helrunar“ vom Jan Fries zu lesen. Auf diese Runenreihe bezogen sich so Leute wie Himmler, der ja durchaus am Okkultismus interessiert war. Die meisten Menschen in der Neuheidenszene (und auch ich) arbeiten mit der älteren Futhark, die 24 Runen hat (die energetisch nicht so besudelt ist wie das Hakenkreuz, zu dem ich gleich kommen werde. Ein Grund dafür ist wohl, dass es seit einigen Jahrzehnten zu den Runen vernünftige deutschsprachige Literatur gibt, die sich -meistens- klar von den Nazis abgrenzt). Allerdings wird die Armanenfuthark auch heutzutage von einigen Neuheiden und neuheidnischen Gruppierungen recht unreflektiert verwendet.

Das Hakenkreuz diente schon im Jahre 1920 als offizielles Banner der NSDAP., und Adolf Hitler hat es schon in seinem Buch „Mein Kampf“ erwähnt und auch die spätere Reichsflagge selber entworfen. Als religiöses Symbol findet man es in vielen Kulturen wie zum Beispiel in China, Griechenland oder in der altindischen Mythologie als „Svastika“. Übrigens war das Hakenkreuz auch bei den Germanen bekannt. Man versuchte natürlich, die Bedeutung dieses Symbols zu rekonstruieren, was nur teilweise gelang. Aber vieles deutet in Richtung Sonnenrad oder gar das Leben schlechthin. Die indische Svastika gilt als Symbol des vollkommenen Lebens, die 4 „Arme“ stellen die Möglichkeiten der menschlichen Entwicklung dar.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts glaubten viele Historiker, dass das Hakenkreuz ein Symbol einer in Indien angesiedelten frühen Hochkultur, der „Arier“ war und sich von dort aus in die ganze Welt verbreitet hat. Die Germanen und insbesondere die Deutschen wurden als legitime Nachfolgevölker angesehen. Übrigens war diese „Ariertheorie“ schon am Anfang umstritten. Somit entwickelte sich das Hakenkreuz zu einem „Bekenntnissymbol“ gegen vermeintlich jüdisch – christliche Überfremdung. In diesem Zusammenhang ist die Thule – Gesellschaft, die nach dem ersten Weltkrieg in München gegründet worden ist. Diese Gesellschaft war ein Sammelbecken für Antisemiten und Gegner der Weimarer Republik und verwendete das Hakenkreuz als Vereinssymbol. Jan Fries deutet in seinem weiter oben erwähnten Buch an, dass die Thule – Gesellschaft möglichweise auch okkulte Praktiken betrieben und lehrten. Rudolf Heß, Alfred Rosenberg und Gottfried Feder hatten Verbindungen zur Thule – Gesellschaft. Bei Hitler kann man dieses nicht nachweisen (während Jan Fries behauptet, dass er dort ausgebildet worden ist). Allerdings wurde er sicherlich vom Heß beeinflusst.

Das Design der Hakenkreuzflagge war nicht willkürlich. Rot war traditionell die Farbe der Arbeiterbewegung, weiß stand für das konservativ-nationalistische Bürgertum – und das Hakenkreuz war damals schon als völkisches und antijüdisches Symbol bekannt. Am 15. 9. 1935 wurde das Hakenkreuz die alleinige Reichsflagge – die schwarz-rot-goldene Fahne wurde übrigens verboten. In den unseligen Jahrzehnten der Naziherrschaft brannte sich so die Hakenkreuzflagge in das Bewusstsein der Deutschen ein, weil sie omnipräsent war und nicht ein politisches, sondern auch Symbol der Weltanschauung der Nazis war. Man darf nicht vergessen, dass der Nationalsozialismus auch eine neue Form der Religion war, die in die Köpfe der Bürger eingepflanzt worden ist.

Nach der Besetzung Deutschlands im Jahre 1945 wurde das Hakenkreuz verboten. Vom Verbot sind Darstellungen im wissenschaftlichen Bereich und zur verfassungsgemäßen politischen Aufklärungsarbeit. Natürlich wird auch heutzutage versucht, dieses Verbot zu umgehen, indem man das Hakenkreuz verfremdet oder nur ansatzweise darstellt.

Energetisch gesehen ist das Hakenkreuz hierzulande verbrannt. Jeder, der es sieht, denkt sofort an das Dritte Reich und die damit verbundenen schrecklichen Taten. Es ist nicht mehr möglich, es reinzuwaschen. Ich weiß, dass es in der Heidenszene diesbezüglich engagierte Kampagnen gemacht werden (Voenix´ „Heiden-TV“-Kanal auf YouTube ist diesbezüglich zu erwähnen), aber solange immer noch dunkelbraun gesonnene Menschen im Zusammenhang mit dieser Flagge vom Auferstehen der „guten alten Zeit“ träumen, bleibt das Hakenkreuz besudelt.