Die Jahreskreisfeste

Die heute in der esoterischen, neuheidnischen und schamanischen Szene bekannten Jahreskreisfeste sind ein Konglomerat aus Extrakten von spärlich vorhandenen schriftlichen Quellen über die „Kelten“ und „Germanen“ und in der Neuzeit erschaffene Rituale, aber auch aus Eingebungen der Geisterwelt. In meiner eigenen Beschäftigung mit diesem Thema erfuhr ich oft das Spannungsfeld zwischen der wissenschaftlich beeinflussten und der „begeisterten“ Fraktion derer, die sich mit den Ritualen und Religionen unserer Ahnen beschäftigten. Einerseits kann man sich in Streitigkeiten über verschiedene Theorien (zum Beispiel ob es Ostara gab oder nicht…) so dermaßen verzetteln, dass man das eigentlich wichtige, nämlich den Sinn der Jahreskreisfeste, übersieht, andererseits kann man sich in abgedrehten esoterischen „Schmarrn“ verzetteln (Stichwörter: „Baumkalender“ oder Julleuchter, da lachen im Hintergrund „meine“ Baumgeister).

Die Jahreskreisfeste ziehen aber viele Menschen an, und meiner Meinung nach ist nur wichtig, das Grundprinzip der Jahreskreisfeste zu verstehen. Mir selber zeigte sich der „Geist des Jahreskreises“ zweimal in einer Vision. Ich sah „ihn“ als achtspeichiges Rad, ständig in Bewegung, mit ständig wechselnden Farben – erst das zarte Grün des Frühlings, dann die vielen schönen Grüntöne des Sommers, dann die Farben des "Indian Summers" und am Schluss die Schwärze (!) des Winters, aber auch das Weiß des Schnees. An den Schnittstellen der Achsen und des Kreises tanzten Geister und Götter. Dieses Rad war übrigens nicht eindimensional, sondern „vieldimensional“.

Dieser Tanz wird von den Naturgeistern und Göttern immer getanzt. In ihrer Welt ist alles Tanz, Bewegung mit Rhythmen – Tod und Geburt. Mich erinnerte diese Vision an den Tanz Shivas. Geister kommen und gehen, Götter zeigen sich vor den Menschen, die sich in diesen Tanz mit Ritualen und Trancen einklinken, und sie gehen wieder, wenn sich die Zeitqualität ändert. Wie die Geistwesen sich zeigten und zeigen, wie sie genannt wurden und in Zukunft genannt werden, das änderte sich immer und wird sich immer ändern. Unsere heutige Lebenswelt ist anders als die der Menschen, welche vor tausend Jahren hierzulande lebten. Wichtig ist, die Kräfte, die sich in den Göttern und Geistern zeigen, zu verstehen – mit Kopf und Herz.

Ich verstand, dass die von mir gesehenen „Achsen“ die allseits bekannten Jahreskreisfeste sind. Jenseits von Streitereien über geschichtliche Daten gibt es tatsächlich das „Geistergesetz“, dass die Schleier zwischen den Welten sich zu bestimmten Zeiten (aber auch an bestimmten Orten oder bei bestimmten Bewusstseinszuständen) lüften. Das ist nicht nur „keltische“ Tradition, sondern ist anscheinend universal und in vielen schamanisch geprägten Gesellschaften zu finden. Auch viele meiner „Schamanenkollegen“ bestätigen heutzutage diese Wahrnehmungen.

Auf unserer Erde bestimmen Sonne, Mond und die Achse der Erde die Geschehnisse der Natur. Meiner Meinung nach erkannten die Menschen sehr früh, dass der längste und der kürzeste Tag, die Tag-und Nachtgleichen und die Vollmond – und Neumondphasen solche Knotenpunkte waren und sind. Aus diesem Grund hat das Rad eigentlich mehr als 8 Speichen, denn wer es genau nehmen will, kann alle Mondphasen in die Ritualpraxis hineinnehmen (was z.B. die Wiccas meines Wissens machen).

Der Sinn und Zweck der Jahreskreisfeste bestand und besteht darin, dass wir Menschen uns in den Tanz der Götter und Geister einklinken. Früher feierte man, um die Geister gnädig zu stimmen, weil man wusste, dass Geben und Nehmen im Gleichgewicht gehalten werden musste. Und die Zeiten waren damals härter – es war oft fraglich, ob man den Winter überstehen wird, ob genug Vorräte da sind, ob alle Menschen im Dort gesund bleiben, ob Räuber und Seuchen jemanden verschonen. Kurz und knapp: die Menschen wussten, dass sie von der Natur abhängig waren und baten die Geister und Götter um Beistand.

Heutzutage sind wir vielleicht in unserer westlichen Gesellschaft auf dem ersten Blick nicht mehr so von der Natur abhängig. Aber das täuscht, das wird einem klar, wenn man z.B. die Nachrichten über den Ukraine-Krieg anschaut – kein Strom, kein sauberes Wasser, keine Grundversorgung. Auch die Klimakrise spielt hier mit rein – meiner Überzeugung nach kommt die Menschheit aus diesem Schlamassel nur raus, wenn die Erde und alles, was auf diesem schönen Planeten existiert, als empfindungsfähige und bewusste Wesen – egal ob körperlich oder körperlos – angesehen und behandelt wird. Wir sind heutzutage aufgefordert, wieder mit den Naturkräften zu tanzen.

Ich stelle zuerst die „Hauptprotonisten“ Sonne, Mond und Erde vor, danach stelle ich die Jahreskreisfeste vor, wobei ich mich eben an das „keltische“ Jahresrad anlehne. Bei Bedarf flechte ich historische Fakten ein oder stelle wichtige Götter und Geister vor.

Auf zum Tanz!

Imbolc