Grundsätzliches

Aus den Tuatha de Danaan entstanden nach den „keltischen“ Quellen und Glaubensvorstellungen die Naturgeister, wie ich schon in der Rubrik über dieses mythische Volk geschrieben habe. Mir fällt dabei oft bei den "Schamanenkollegen" oder überhaupt in der spirituellen Szene auf, dass viele "oh ja, ich arbeite mit der Natur!" sagen, aber dann ganz irritiert sind, wenn man zum Beispiel die Elfen erwähnt. So als ob die überhaupt nichts mit der Natur oder gar schamanischer Arbeit zu tun haben. Dieser Umstand ist wohl darauf zurückzuführen, dass man dabei immer die „Kitschbilder“ im Kopf hat und das Thema „Elfen“ damit abgehakt hat.

Gut, wir wissen, es sind Geister der Natur. Gaia ist ihre (aber auch unsere) Mutter. In meiner persönlichen Arbeit hat sich eine ganz bestimmte Einteilung eingebürgert, die ich ganz gut geeignet, die Naturgeister zu verstehen und "kategorisieren" und die deswegen hier vorstelle. Zuallererst: Naturgeister sind Geister, welche aus den Naturreichen stammen, diese bevölkern und die Prozesse in der Natur anleiten bzw. ausführen (das ist eine ganz wichtige Eigenschaft). Zum Beispiel können bestimmte Luftgeister Stürme hervorrufen oder bestimmte Pflanzengeister steuern das Wachstum "ihrer" Pflanzen. Auf eine ganz perverse Weise stimmen sogar die kitschigen Tinkerbell-Disney-Filme, in denen die Feen Blüten anmalen oder kleine Wirbelwinde erzeugen. Das sind die Bilder, die sich zum Beispiel in schamanischen Reisen zeigen können und wie sich die Naturkräfte und verständlich zeigen. Das ist typischer Animismus.

Aus diesem Grund hatte man in früheren Zeiten einen riesigen Respekt vor diesen Geistern, weil die Menschen in früheren Zeiten um ihre Abhängigkeit von der Natur wussten. Es gibt unter den Naturgeistern "aufbauende" und "abbauende" Kräfte. "Aufbauend" sind die Prozesse des Wachsens, das Keimens und des Lebenswachstums generell. Das sind der Frühling und Sommer. "Abbauend" sind die zerstörenden und tötenden Kräfte, die im Herbst und Winter herrschen. Es gibt in den keltischen Sagen eine Einteilung in die Feen, die genau das widerspiegelt: das sind die Seelie und die Unseelie Faireys. Das Wort "seelie" kann man grob in "heilig" übersetzen, während man die Unseelie als "unheilig" bezeichnet. Traditionell sind die Seelie menschenfreundlich und beschützen und warnen vor Gefahren, während die Unseelie angeblich nur Böses im Schilde führen und Menschen hassen (wobei es auch Ausnahmen gibt: manche Unseelie befreundet sich tatsächlich mit einem Menschen, wenn dieser Respekt entgegenbringt). Dualismus in menschlichem Sinne von Gut und Böse passt aber nicht. Es wird verständlicher, wenn man die Aufgabenbereiche der Seelie und Unseelie im Zusammenhang mit den Naturkreisläufen betrachtet. Was würde geschehen, wenn es nur die Seelie gibt? Dauerndes Wachstum, kein Tod und keine Entwicklung. Und wenn es nur die Unseelie gäbe, dann würde es nur Tod und Verwesung geben. Es gibt einen sehr treffenden Satz vom "Boandlkramer" im bayrischen Theaterstück "Der Brandner Kasper und das ewige Leben": "was warat, wenn das ganze oide Graffl oiwoi immer do bleibt?" (auf hochdeutsch: was wäre, wenn das ganze alte Geraffel immer dableibt?). Und das ist das Geheimnis von Tod und Leben. Die beiden gehören zusammen, es muss etwas sterben, damit was Neues entstehen kann. Das ist das Prinzip der Entwicklung des Lebens, nur so geht es vorwärts. Und dieser Kreislauf wird vom Wechsel der "guten" und "bösen" Feen am Laufen gehalten. Dass aus menschlicher Sicht diese Feengruppen böse und gute Eigenschaften haben, ist andererseits verständlich - ein Frostriese schert sich nicht um frierende Menschen in der freien Natur, sondern er verbreitet Kälte und Schnee. Die Natur braucht aber diese Ruhe des Winters, und in diesem Sinne erfüllt der Frostriese seine Aufgabe im Naturkreislauf. Dagegen sind die Naturgeister des Frühlings und des Sommers menschenfreundlich (es gibt auch da Ausnahmen, zum Beispiel die Geister der Giftpflanzen). Erschwerend kommt hinzu, dass viele Naturgeister nicht so ganz nur Seelie oder Unseelie eingeordnet werden können. Eine sehr freundliche und menschenaffine Heilpflanzenelfe kann ausgesprochen "unseelie" werden, wenn sie verärgert wird. In einer Feengeschichte verfluchen die Feen einen Bauern, der nicht wollte, dass sie auf seinem Feld tanzen.

Im "keltischem" Sagenbereich wechseln die Seelie und Unseelie einander das Regiment ab. Traditionell bekommen die Seelie das Zepter um Beltane und geben es dann zu Samhain zurück. Übrigens gibt es in den nordischen Sagen eine sehr ähnliche Einteilung in Licht-und Schwarzelben. Dieser stetige Wechsel wird in vielen Märchen gut beschrieben. Es gibt einige ganz interessante Geschichten von einem schottischen Priester namens Robert Kirk, der selber in der Lage war, mit dem Feenvolk zu kommunizieren und in ihre Reiche zu reisen (!). Ich erwähne ihn deswegen, weil er ein großes Tabu der Feenreiche brach: er kontaktierte die Seelie UND die Unseelie und vermischte dabei unwissentlich die beiden Reiche (was für ihn dann auch ziemlich drastische Konsequenzen hatte). Aber tatsächlich spiegelt diese strikte Trennung der Reiche den Wechsel der Jahreszeiten wider. Ich finde gerade diese Geschichte im Hinblick auf die jetzige Klimasituation spannend, denn da ist tatsächlich eine Vermischung und Unordnung vorhanden (Kirk lebte im 17. Jahrhundert).

Noch eine Anmerkung zu den tanzenden Feen beim Bauern: das Stereotyp der tanzenden und musizierenden oder singenden Naturgeister kommt so dermaßen pentrant in vielen Märchen vor, dass es der Letzte Mensch merkt, dass das Feenvolk tanzwütig und musikalisch ist. Aus schamanischer Sicht machen diese Eigenschaften aber sehr viel Sinn. Gerade Tanz und Musik sind eine ganz uralte Magie. Man kann mit ihnen in Trance gehen und auch Kräfte herbeirufen und in diese Welt „hineintanzen“ oder „hineinsingen“. Schamanen wissen das sehr gut, zum Beispiel kann ein Kraftgesang Verbündete herbeirufen oder Kräfte lenken. Ich selber „sehe“ bei schamanischen Sitzungen meine Gesänge und steuere mit ihnen das Geschehen. Und genau das machen die Feen. Wenn sie im Frühling oder im Sommer ausgelassen tanzen, dann manifestieren sie dadurch das Aufgehen der Saat und einen kräftigen Pflanzenwuchs. Auch Götter tanzen, man denke an Shiva oder Kali. Die mir bekannten europäischen Schamanen beschreiben ihre öffentlichen Rituale immer als Tanz. Zu Deutsch: der Bauer der Geschichte hätte die Feen tanzen lassen sollen, das wäre für seine Ernte gut gewesen.

Nun können wir die verschiedenen Naturgeisterreiche betrachten. Es gibt einige Schamanen und Magier, die die Elementreiche NICHT zu den Naturgeisterreichen zurechnen, aber meiner Erfahrung nach gehören sie definitiv dazu - die Elemente sind ja quasi die Bausteine der Natur um uns herum. Man kann zudem auch viele Naturgeister einem Hauptelement zuordnen. Es gibt in der westlichen Magietradition ganz gute Zuordnungen und Korrespondenzen, mit denen man sehr gut arbeiten kann. Ich stelle nun die Elemente und die Zugehörigkeiten nebst entsprechenden Naturgeistern vor. Diese Zuordnungen kann man mit den Städten der Tuatha de Danaan, die ja auch den Himmelsrichtungen zugeordnet sind, kombinieren, indem man zum Beispiel die jeweiligen genannten Geistwesen in der Praxis anruft oder anreist.

Luft - Osten - Sylphen - Kommunikation - Kindheit - Frühling. In unserer Tradition die Himmelsrichtung des Anfangs. Hier beginnt der neue Lebenskreis. Die Sylphen sind Luftgeister und zeigen sich gerne als die typischen "Tinkerbells", aber auch in Wolkenformationen (manchmal sieht man ja Gesichter oder sehr gut deutbare Formen in den Wolken). Auch ein Wirbelsturm ist eine Sylphe! Ein Freund von mir erzählte mal, dass in Remote Viewing-Sitzungen Hurricanes als Lebewesen wahrgenommen wurden. Diese Geister haben logischerweise mit dem Wetter und dem Klima zu tun und beeinflussen diese. Bei gutem Draht zu ihnen kann man recht wirksame Wetterzauber vollziehen, und sie können einem vieles über die Entstehung von Stürmen, Hitzeperioden und Jahreszeiten erzählen. Sie haben auch mit Kommunikation zu tun, denn der Wind kann Informationen weitertragen. Auch unser Sprechen ist im Grunde ein kleiner Wind in der Luftröhre, der vom Kehlkopf und Zunge artikuliert wird. Somit sind Luftgeister auch hervorragende "Dienstboten", wenn man eine Nachricht auf magischer Art schicken will. Und wenn man die entsprechenden Zauber kennt, können sie auch verborgene Informationen herbeischaffen.

Feuer - Süden - Salamander - Reifung, Fülle - Eintritt ins Erwachsensein - Sommer. Im Sommer brennt die Sonne ordentlich und heizt die Wachstums - und Reifungsprozesse der Natur an. Die feurigen Naturgeister sind jetzt am aktivsten. Viele Pflanzen blühen und es wird gern übersehen, dass der Blühprozess ein sehr feuriger Vorgang ist. Das kann man sogar teilweise physisch nachweisen - in manchen Blüten ist die Temperatur höher als die der Umgebung. Wolf Dieter Storl weist darauf hin, dass die Blüte vom Stoffwechsel her in tierische Eigenschaften übergehen. Der Stoffwechsel ist ebenfalls dem Feuer zugerechnet, denn es wird Energie verbrannt. Demzufolge kann man viele sommerblühende Pflanzen und deren Geister dem Element Feuer zurechnen. "Schnell" ist ein grundsätzliches Merkmal der Feuergeister. Sie können einem helfen, sehr zügig Veränderungen einzuleiten, aber obacht: das kann dann auch sehr heftig sein, weil es eben sehr schnell gehen kann. Klassische Feuergeister sind die Drachen (auch das sind Naturgeister!). Wie schon gesagt: auch Blütengeister können zu den Feuerwesen zugerechnet werden.

Wasser - Westen - Nixen - Gefühle - Alter - Herbst. Wer kennt nicht den Seemannsgarn, in dem verführerische Nixen die Matrosen verführen? Oder die leicht schlüpfrigen Matrosenlieder oder die Legenden von riesigen Oktopussen? Dieses etwas versponnene, undurchschaubare und erotische ist tatsächlich vielen Wassergeistern zu eigen, oft mit einer etwas bedrohlichen und bedrohlichen Komponente gepaart. Die Meerjungfrauen holen sich manchmal einen Seemann, oder die Jenny Greenteeth (eine irische im Wasser lebende Sagengestalt) holt sich ein kleines Kind in ihr Reich. Hier zeigt sich, dass diese Aktionen oft gar nicht mal böse gemeint sind. Eine Meerjungfrau hat mir mal erzählt, dass es den Leuten, die sie holt, bei ihr doch sehr gut geht, sie konnte gar nicht verstehen, was daran so böse war, sie ins Meer hinein zu ziehen. Ein anderes Beispiel ist die Loreley, auch die Sirenen in der Odyssee sind zu erwähnen. Hier schimmern die beiden grundsätzlichen Pole des Lebens durch: Sex und Tod. Es ist nicht verwunderlich, dass die Wassergeister viel damit zu tun haben, denn das Leben entstand im Wasser, und somit auch Vermehrung durch Austausch von DNA-Strängen und das Sterben. Die die Pole männlich und weiblich und die Gefühle zwischen ihnen folgten, denn nur so funktioniert die Weitergabe von Erbsubstanz. Demzufolge sind die Wassergeister Experten auf diesen Gebieten. Sie können bei schamanischer Heilarbeit das Gefühlsleben von Klienten sehr gut "einrenken" (zum Beispiel sexuelle Neurosen oder schlechtes Gewissen in diesem Zusammenhang). Der Mensch wird oft bei solchen Sitzungen in die "Rumpelkabine" seiner Gefühle geführt, verdrängtes, nicht angeschautes oder Schattenaspekte kommen zum Vorschein. Es kommt alles zum Fließen - oft auch die Tränen. Die Schleusen zum Unterbewusstsein können sich öffnen. Der Sänger Jim Morrison (von den Doors) verwendet in seinen Songtexten sehr oft das Dreigestirn Reisen (im Geist), Wasserbilder (let´s swim to the moon...) und Sex. Typische Wassergeister sind schon die erwähnten Meerjungfrauen, aber es gibt auch "ungeheuerlichere" Wassergeister. Das sind Tiefseegeister, die ich persönlich als sehr "tentakelig" wahrnehme und die mich sehr an die Beschreibungen der "Großen Alten" erinnern.

Erde - Norden -Zwerge - Materielles, Manifestation, Tod - Winter. Hei ho, hei ho, wir sind vergnügt und froh.... wer kennt nicht die 7 Zwerge im Schneewittchen-Märchen? Sie sind ein Paradebeispiel für freundliche Erdgeister. Sie sind sehr handfest, lebensfroh, hüten die Erdschätze (Edelsteine, Halbedelsteine) und zum Scherzen aufgelegt. Diese Geister leiten die Prozesse der Manifestation ins Stoffliche. Die Entstehung von Mineralien und Edelsteinen ist ein solcher Prozess. Steingeister erscheinen mir oft als Zwerge oder Gnome. Aber Zwerge können noch mehr manifestieren. Sie werden oft mit Pilzen in Verbindung gebracht und sie sind die eigentlichen Erschaffer des "wood wide web", das Mycelgeflecht im Waldboden. Die Symbiose von Pflanze und Pilz ist ein absoluter Meilenstein in der Evolution, denn nur dadurch konnten Pflanzen auch am Land Fuß fassen. Die Pilze konnten Steine zersetzen, und so konnten die Pflanzen ihre Wurzeln auch auf dem Land verankern. Das Mycelgeflecht erinnert auch mit seiner Arbeit ganz stark an ein Gehirn. Man kann in diesem Sinne die Zwerge als "Architekten und Planer" verstehen, auf schamanischen Reisen sehe ich so oft mit großen Bauplänen hantieren und geschäftig planen. Diese Charakteristika zieht sich bei allen Erdgeistern hindurch. Die Heinzelmännchen im bekannten Märchen sind ein schönes Beispiel. Sie helfen bei der Hausarbeit und verziehen sich -typisch für beleidigte Naturgeister- ganz schnell, als ihnen nachspioniert wurde. Aus eigener Erfahrung ist es nicht so, dass sich die Arbeit von selber erledigt wie im Märchen, aber erstaunlich schnell und leicht von der Hand geht, wenn man den Hausgeistern wie zum Beispiel dem Hauswichtel ein Schlückchen Bier spendiert. Diese Geister haben aber auch mit dem Tod zu tun. Denn gleichzeitig spalten sie alles auf, was nicht mehr dem Leben dient. An den Pilzen kann man das sehr gut beobachten, zum Beispiel am erwähnten „Pionierjob“ für die Pflanzen in der frühen Erdgeschichte. Somit sind so Geister wie Zwerge auch "Gatekeeper", welche genau schauen, was es wert ist, sich in die materielle Welt zu manifestieren und was man besser über die Klinge springen lässt - was übrigens den Geist des Winters perfekt beschreibt. Folglich kann man Erdgeister für alle Projekte, die mit materieller Manifestation (Geld!) anrufen oder sie auch bitten, beim Arbeiten mit zu helfen.